Oft ist es eine geniale Idee, die Unternehmen Millionengewinne einbringt. Dass das einer Kommune gelingt, hat dagegen Seltenheitswert und so kann das Klosterdorf Hördt mit Fug und Recht behaupten, absoluter Vorreiter und Innovationstreiber zu sein. „Und ihr dachtet, Kuhardt sei auf diesem Gebiet führend, lol“, sagt Ortsbürgermeister Alexander Fischer.
In der Tat trifft das Produkt, um das es geht, den Zeitgeist: Mittelgroße Männer leiden oft darunter, neben ihren größeren Geschlechtsgenossen oder Frauen auf hohen Absätzen bei Gruppenfotos optisch unterzugehen. So erging es auch dem Hördter Benserobber André, der auf der Gäsemälgernacht — ausgerechnet in Kuhardt — feststellen musste, dass er von allen Tollitäten der Verbandsgemeinde überragt wurde.
Der findige Klingbachrocker hatte direkt am nächsten Tag eine ebenso simple wie bestechende Lösung parat: Kurzerhand requirierte er von einem Busunternehmen eine Tritthilfe, die er beim anschließenden Fototermin vor der Senioren-Fasenachtsitzung nutzte. Die zusätzlichen Zentimeter brachten ihn auf Augenhöhe mit seinen gekrönten Kolleginnen und Kollegen. Auch während der Prunksitzung kam der so getaufte „Bensihocker“ zum Einsatz.
Fotos und Instagram-Stories sowie Mundpropaganda der anwesenden mittelgroßen Männer sorgten dafür, dass das nützliche und modische Accessoire binnen Stunden viral ging. „Wo krieg ich das her?“ war die häufigste Frage, die auf den Social-Media-Kanälen des KVH und über die Direkter-Draht-Funktion der sehr guten VG-Rülzheim-App in den Tagen danach einging.
„Warum also nicht vermarkten? Der KVH-Ehrenvorsitzende Waldfried Heid hat sofort eigenhändig ein paar Bäume gefällt — die natürlich ohnehin abgängig waren — und angefangen, daraus echte Hördter Bensihocker zu zimmern. Wir haben Stand heute 27.000 Stück zu einem Preis von 1000€ pro Exemplar verkauft“, so Fischer. Das Geld fließt direkt in den Haushalt der Ortsgemeinde. „Wenn wir noch ein paar tausend verkaufen, bauen wir den Radweg Richtung Bellheim einfach selber“, freut sich der Ortschef.
Bürgermeister Matthias Schardt gratulierte den Benserobbern und der Ortsgemeinde zu dem unerwarteten Coup, aber: „Ich muss hier auch ein bisschen Gäsemilich in das Feuer der Begeisterung gießen: Über die Verbandsgemeindeumlage steht den anderen Ortsgemeinden ein gewisser Anteil zu. Niemand bedauert das mehr als ich, zumal ich auf einen Hocker nicht angewiesen bin. Aber wie sagte schon die große Philosophin Bibi von ‚Bibi‘s Beauty Palace‘? ‚That‘s just how it is. Wap bap.‘“