Oft gehen solche Angriffe mit finanziellem Schaden oder Datenverlust einher. Die Softwarelösung von Plus4Data beugt dem vor, indem sie – vereinfacht gesagt - in regelmäßigen Intervallen den Code der Kundenprogramme auf Veränderungen überprüft und einen Alarm erzeugt, wenn sie dort nicht autorisierte neue Versionen entdeckt. Das gibt dem Kunden die Chance, schnell zu reagieren und entweder die Sicherheitslücke direkt zu beheben, oder - im Falle einer Verschlüsselung der Daten durch so genannte Ransomware – eine Sicherungskopie einzuspielen. Diese hält Plus4Data für seine Kundinnen und Kunden entsprechend bereit.
Die Idee zum Produkt kam von Silvan Pfirrmann, einem der drei Gründer des Unternehmens. „Das bestehende Produktangebot auf dem Markt ist enorm gering und so kamen Bruno Stoltz, Andreas Krych und ich auf die Idee, eine eigene modulare und skalierbare Lösung in diesem Bereich anzubieten. Der Markt dafür ist groß genug. Nur die Finanzierung war anfangs ein Problem“, so Pfirrmann. „Wir wollten keinen Investor, der nur schnelle Gewinne abgreifen und die Firma dann verkaufen will“, ergänzt Krych. Die Suche nach einer geeigneten Finanzierung fiel in seinen Bereich. Einfach sei es nicht gewesen, weil es sich um einen Nischenmarkt handele und dementsprechend das Investoreninteresse überschaubar gewesen sei. Schließlich habe man mit der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz sowie deren Tochter Venture Capital Südpfalz geeignete Kapitalgeber gefunden und im Mai 2020 dann – mitten in der Corona-Pandemie – Plus4Data gegründet. „Das war eine Herausforderung, denn Start-ups leben ja von Agilität und Kommunikation. Aber wir haben es geschafft“, sagt Pfirrmann. Das Gründerteam stellte einen ersten Softwareentwickler ein und arbeitete zwei Jahre lang an der Entwicklung seines Produkts, bis es zur Marktreife gelangte.
Das Unternehmen ist mit seiner Software-Lösung auf Versionierung und Datensicherung von Automatisierungsgeräten im produzierenden Gewerbe spezialisiert. Dabei zählen namhafte Firmen zu den Kunden des Rülzheimer Start-ups, darunter unter anderem große Brauereien und Industrieunternehmen. Für die Versionierung sind alle Editoren verschiedener Hersteller angebunden, sodass Vergleiche gemacht werden können: „Unsere Software prüft dann in der jeweiligen Programmiersprache Unterschiede zwischen Versionen ab und zeigt die Änderungen grafisch auf. Wir können vollautomatisiert sämtliche Automatisierungsgeräte backupen und diese dann mit der aktuellen Version auf den Servern des Kunden vergleichen. Das gilt auch für einzelne Rechner, Router und Dateien. Sieht das Programm eine Differenz im Code oder wird ein Port geöffnet, der nicht geöffnet sein sollte, gibt es Alarm.“
Plus4Data sieht sich als ein Puzzlestück in Sachen Cybersecurity: „Eine Backupstrategie ist extrem wichtig, denn die Frage eines Angriffs ist keine des Ob, sondern des Wann“, stellt Krych fest. Zweimal im Jahr gibt es ein Update, das das Unternehmen von Hand ausliefert. Die Software selbst gibt es je nach Bedarf in komplexen und spezialisierten sowie einfachen und verschlankten Versionen.
Inzwischen beschäftigt Plus4Data 13 Leute, größtenteils aus Indien, wo es außerdem eine externe Firma gibt, die als Dienstleister fungiert. Die Fluktuation ist gering. „Wir wollen ein familiäres Umfeld bieten, helfen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwa beim Umzug, dem Führerschein oder Behördengängen. Die Unternehmenssprache ist Englisch, aber natürlich hilft das gemeinsame Beisammensein auch, Deutsch zu lernen“, erläutert Pfirrmann. Derzeit in Planung sei eine eigene, vom Internet abgekoppelte KI als interne Wissensplattform. Alles in allem sehe man sich sehr gut für die Zukunft aufgestellt und rechne damit, den Wettbewerber in fünf bis zehn Jahren zu überflügeln.
Der Beigeordnete für Wirtschaft und Verkehr, Michael Bahlinger, und Verbandsgemeindebeigeordneter für Wirtschaftsförderung und Tourismus, Theo Dreyer, zeigten sich bei ihrem Vor-Ort-Termin in den Räumlichkeiten in der Carl-Benz-Straße sehr angetan vom Konzept und dem Erfindergeist des Unternehmens: „Wir brauchen junge, innovative Unternehmen in Rülzheim, die unsere Entwicklung auf eine breite Basis stellen. Zudem schaffen Firmen in diesen Branchen zukunftsfähige Arbeitsplätze. Das wiederum macht die Orts- und Verbandsgemeinde als Wohn- und Wirtschaftsstandort attraktiv.“ Ortsbürgermeister Michael Braun ist ebenfalls begeistert: Unsere Welt wird immer digitaler und wir alle damit auch immer angreifbarer. Insofern ist es gut zu wissen, dass es Gegenmaßnahmen gibt und wir sind stolz, dass diese in Rülzheim entwickelt werden.“