Das Wasser staut sich an den Stufen. Ein trostloser Anblick. Vor dem Clubhaus stehen einige Männer und rauchen, sie gehören zum Dartsverein, um den es heute geht. „Wir könnten den Platz überdachen und anbauen“, meint einer. Alle lachen. Auch Ortsbürgermeister Alexander Fischer, der zum Ortstermin gekommen ist. Er ist froh, dass die buntgemischte Truppe dem Gelände wieder Leben einhaucht.
Einmal nach rechts und durch die Tür, die mit einem Zahlenschloss gesichert ist und man betritt eine andere Welt. Ruhig und still liegt sie da. Kaum vorstellbar, dass an Spieltagen über 60 Menschen hier grölen und feiern. Und das nicht wegen König Fußball. Nicht wegen Athleten in ihren Zwanzigern oder frühen Dreißigern. Die Helden des Dartsports sind meist eher wie ich: korpulent, gemütlich, absolute Jedermänner.
Dank Gabriel Clemens, der saarländischen Maggi-Maschine, der bei der WM vor zwei Jahren überraschend das Halbfinale erreichte, hat der Dartsport hierzulande enorm an Popularität gewonnen. Typen wie Peter Wright, alternder Paradiesvogel mit buntem Irokesenschnitt, der ehemalige Rugby-Profi Gerwyn Price oder das blutjunge Supertalent Luke Littler sind jedem Fan ein Begriff.
Den „Ally Pally“, das Mekka des Dartsports, findet man in der Verbandsgemeinde Rülzheim in Hördt. In Eigenregie haben die Jacky Darts das ehemalige TuS-Clubhaus in einen Dartstempel verwandelt. Ob E- oder Steeldart: An mehreren Automaten beziehungsweise Scheiben messen sich an Spieltagen die Gegner miteinander. Organisiert und mit ausreichend Essen und Getränken versorgt vom Dartverein, dessen Name nicht ganz zufällig Ähnlichkeit mit einer großen Whiskeymarke hat.
An diesem verregneten Mittwoch bin ich ebensowenig zufällig für diesen Bericht im schmucken Vereinsheim: Eine Woche zuvor haben wir von der Verbandsgemeinde hier unser erstes Mitarbeiterturnier gespielt und waren begeistert. Ursprünglich wollten wir das Turnier anderswo durchführen, doch Kollege Yannik Greif, Darts-Bundesligaspieler, wies auf die — uns unbekannte — Location hin. Nach sehr positivem Kontakt mit den Verantwortlichen machten wir es so. Es wurde ein rundum gelungener Nachmittag.
Beim Turnier selbst war auch Alex dabei. Auf meine Frage, warum wir über die Renovierung nichts berichtet haben, zuckte er mit dem Schultern. War vor seiner Amtszeit. Aber kein Grund, das nicht nachzuholen. Also sitze ich nach dem obligatorischen Foto — Alex musste danach zur Bürgersprechstunde — mit Vorstand Gerhard „Gerry“ Heel und dreien seiner Mitstreiter am Tisch, trinke dartsuntypisch eine Cola und höre zu.
Von den Anfängen 2016, als sich die Mannschaft gründete und damals noch in einer anderen Location spielte bis heute spannen Gerry und seine Kameraden den Bogen. Der 2021 gegründete e.V. zählt inzwischen rund 80 Mitglieder und bringt sechs Steeldart-Teams und zudem E-Dart-Mannschaften mit bis zu acht Spielerinnen und Spielern ans Oche. 2023 fanden die Jacky Darts dann im Clubhaus der TuS ihre neue Heimat. Innerhalb von knapp drei Monaten verwandelten Gerry und Volker Kauffmann das Sportheim in eine Darts-Arena. Das Vordach haben sie verlängert, das Lager vergrößert, eine neue Tür eingebaut und das Interieur auf Vordermann gebracht. Alles in Eigenregie, versteht sich. 7000 Euro investierten sie – und dabei sind die Steel- und E-Dart-Automaten und die kleineren Umbauten wegen neuer Richtlinien der Dartsliga nicht mit inbegriffen.
Das wissen auch die Gastvereine zu schätzen: Statt in einer engen, verrauchten Kneipe zu spielen, wie es oft der Fall ist, haben sie bei den Jackys Platz – und die Raucher gehen vor die Tür. „Wir bekommen ausschließlich positives Feedback“, sagt Gerry.
Inzwischen verfügt der Verein über zehn Steel-Dart-Scheiben nebst Tablets mit der entsprechenden Software zur Punkteerfassung und Monitoren zur Spielanzeige sowie fünf E-Dart-Automaten. Alles finanziert aus Eigenmitteln, erwirtschaftet hauptsächlich aus den Gewinnen durch die Bewirtung an Spieltagen. Alle 14 Tage stehen Spieltage an, jedes Team kommt auf 20 bis 22 Spiele im Jahr. Und unter der Woche wird trainiert – an allen Tagen außer mittwochs. 15 bis 20 Leute sind also jeden Tag vor Ort, an Spieltagen deutlich mehr. Insgesamt 70 Plätze fasst das Clubhaus.
Der Andrang“, sagt Gerry und nippt an seinem Red Bull, „ist so groß, dass wir nach Erweiterungsmöglichkeiten suchen.“ Ein Anbau sei ebenso denkbar wie ein anderes Grundstück. Das sei wegen der räumlichen Trennung aber nicht die bevorzugte Variante. Die Gespräche mit der Ortssspitze laufen, man fühle sich gut unterstützt. Auch das Verhältnis zum Verpächter, der TuS, sei sehr gut. „Die freuen sich, dass wir Leben in die Bude bringen“. Am liebsten würde man ja das Clubhaus in Richtung des Hartplatzes erweitern, „aber das geht baurechtlich leider nicht“, sagt einer der anderen Gesprächspartner nur halb im Scherz und lacht.
Der Verein, soviel ist klar, hat große Ziele – zwei Teams stehen vor dem Aufstieg in die Bezirksoberliga. Auch die Jugendarbeit wird großgeschrieben, jeder darf vorbeischauen und einfach drauflosspielen. Im Dorf präsentierten sich die Jackys zuletzt bei der Vereinsmesse, sind auf dem Weihnachtsmarkt mit einem Stand vertreten und beteiligen sich mit einer eigenen Fußballmannschaft, den „Schorlebombern“, an Dorfmeisterschaften und Ortsturnieren auch außerhalb Hördts – gemeinsame „Trainingslager“, etwa am Goldstrand in Bulgarien, inklusive.
Im kommenden Jahr steht der 10. Geburtstag des Vereins an, auch da wolle man etwas Besonderes bieten, kündigt Gerry an. Bis es soweit ist, fliegen allerdings sicherlich noch viele Pfeile in die Triple-20…