Hördter Ratssitzungen hatten in der abgelaufenen Legislaturperiode ihren Ruf weg: Lang waren sie, oft geschuldet den ausführlichen Debatten eines gespaltenen Gremiums. Das soll anders werden, sagte Fischer schon kurz nach Amtsantritt auf die Frage von Bürgermeister Matthias Schardt in dessen September-Podcast. „Offenheit und Transparenz sind nur Floskeln, wenn man sie nicht mit Leben füllt“, sagt Fischer. Deshalb lädt er die Fraktionsvorsitzenden und Beigeordneten vor den Rats- zu Arbeitssitzungen ein, gibt den Kenntnisstand zu Vorhaben direkt weiter und sucht den Austausch.
„Das klappt trotz Terminschwierigkeiten super und es hat den positiven Nebeneffekt, dass die Informationen dann an die Ratsmitglieder weitergegeben werden und in den Sitzungen dann alle auf dem gleichen Stand sind. Das verringert die Zeit, die durch Rückfragen verloren geht, erheblich. Natürlich sind wir uns in der Sache nicht immer einig, aber das gehört dazu. Am Ende des Tages geht es uns allen um Hördt.“
So sieht es auch sein Amtsvorgänger Max Frey, der weiterhin als einfaches Ratsmitglied mitwirkt – ohne auch nur einen Hauch von Bitterkeit über die verlorene Wahl. Im Gegenteil, sagt Fischer: „Wir haben uns vor der konstituierenden Sitzung ausgetauscht, er hat sich Zeit genommen und mir Abläufe erklärt. Ich finde es super, dass er sich weiterhin einbringt, denn seine Erfahrung ist unschätzbar wertvoll!“ Gleiches gelte für Hans-Peter Schmitt, den ehemaligen Beigeordneten.
Diese Unterstützung ist auch deshalb wichtig, weil sein Plan für die politische Laufbahn eigentlich ein anderer gewesen sei, merkt der Vater zweier Söhne an. Er war 2009 zu den Aktiven Bürgern gekommen und 2014 in den Gemeinderat gewählt worden, musste aber nach drei Jahren aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen sein Mandat zurückgeben. Danach habe er die Ortspolitik zwar interessiert und intensiv verfolgt, mehr aber auch nicht.
Und dann kam Carlos
2022 engagierte sich sein enger Freund und Karnevalskollege Carlos Serrano del Rio wieder bei den Aktiven Bürgern, wurde 2023 zu deren Vorstand gewählt und konnte Fischer ins Boot holen. „Wir denken in vielen Bereichen gleich und verstehen uns blind. Aber ursprünglich hatten wir einen Fünf-Jahres-Plan für meine Ortsbürgermeisterkandidatur – aus dem ganz plötzlich ein Fünf-Monats-Plan wurde“, erinnert sich der 44-Jährige und lacht, als komme ihm das selbst in der Rückschau ein bisschen verrückt vor.
Verrückt jedoch war nichts an dem Vorhaben, denn „es war zu spüren, dass die Bürgerinnen und Bürger sich Veränderung wünschen. Diese Chance haben wir gesehen und genutzt.“ In der Tat setzte sich nicht nur Fischer gegen Frey deutlich durch, die Aktiven Bürger holten auch die absolute Mehrheit. „Das ist ein deutlicher Auftrag. Aber wir werden deshalb nicht größenwahnsinnig. Wir wollen die anderen Fraktionen einbinden und offen miteinander umgehen. Nur so erreichen wir etwas.“ Sichtbarstes Symbol der Veränderung ist die Anordnung der Ratstische: Statt wie bisher in Reihen sitzt sich das Gremium nun in U-Form gegenüber, jeder kann den anderen ansehen.
Herausforderungen für Hördt
Doch egal, wie die Tische auch stehen, die Herausforderungen – und davon gibt es genug – müssen bewältigt werden. Dazu gehört der Neubau der KiTa „Villa Klosterspatzen“ unter veränderten Vorzeichen, auch der lange und von vielen gewünschte Supermarkt soll kommen. Mittelfristig wolle man zudem Kindern und Jugendlichen eine Fläche zur Verfügung stellen, auf der sie Zeit verbringen und ihre Ideen umsetzen können. Weiterhin steht auch eine Wohnmobilstellfläche auf der Agenda. Und, eher perspektivisch, ein Gewerbegebiet sowie das Neubaugebiet Speyerer Tal. Nur ein Thema, über das will Fischer nicht reden: den Radweg zwischen Hördt und Bellheim. „Das ist was für die Fasenacht!“
Wie praktisch, dass er das direkt selbst erledigen kann, denn auch wenn Fischer sein Amt als Vorsitzender der Benserobber niederlegen wird, als Aktiver bleibt er dem Verein erhalten. Ob beim Elferratstanz oder in seiner Paraderolle als Protokoller. „Dazu macht mir Fasenacht viel zu viel Spaß, als dass ich das aufgeben würde.“ Ob in der kommenden Kampagne der gewohnt spitzzüngige Protokoller Fischer den Ortsbürgermeister Fischer aufs Korn nimmt? Darauf darf man sehr gespannt sein.